Sewekow
hier möchte man leben

Aus der Geschichte des Dorfes Sewekow
Sewekow, ein kleines Angerdorf an den Ausläufern der Müritz gelegen, ist bereits über 700 Jahre alt. Früher bezeichnete man diese Gegend als Bezirk der „Lietze“. Dieser Namen entstand entweder aus „Lysa“ für „Heideland“ oder aus „Lis’a“ für „Fuchsland“. Eine weitere Deutung des Namen Lietze ist das slawische „Lesniza“, was soviel wie Wald bzw. Heideland bedeutet.
Die Lietze befand sich am Ostufer der Dosse.
Die erste Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1284, eine urkundliche Nennung  gibt es aber erst im Jahre 1316.
Vermutlich hat der Ort aber schon vorher als kleine slawische Siedlung bestanden.
Nicolaus von Werle, der Herr von Rostock,  schenkte 1233  dem Zisterzienserkloster Amelungsborn 60 Hufen Land „oberhalb des Sees der Drans genannt wird“ zur Gründung eines klösterlichen Wirtschaftshofes. Zugleich wurde die Befugnis, Kolonisten jeder Nationalität anzusiedeln, erteilt.
Die Siedler wurden von weltlichen Lasten und Abgaben zu Gunsten des Klosters befreit.
Dem Klosterhof in Dranse war „Zewecow“ neben 10 weiteren Dörfern zugehörig.
1430 wurde der Mönchshof wegen Unrentabilität, die viele Ursachen hatte, an den Bischhof von Havelberg verkauft.
Der Kauf durch den Bischof Konrad von Lintdorf kam mit der Klausel, dass die Bede (älteste Vermögenssteuer im deutschen Sprachraum) und Dienste weiterhin den Herzögen von Mecklenburg vorbehalten sind. So hatte Saewickow jährlich zu Martini an das großherzoglich mecklenburg, schwerinische amt Wredenhagen 14 metzen (1 Metze=3,435 l) Rüben, 14 Roggenbrot und Münzgeld  zu zahlen.
Natürlich sollten auch Abgaben und Dienste an das Amt Flecken Zechlin, dem Sewekow jetzt zugehörig war, geleistet werden. Die Sewekower wehrten sich viele Jahre gegen die Doppelbelastung. Sie verweigerten die Zahlungen an Wredenhagen!
Die Einwohner Sewekows waren in erster Linie Landwirte. Sie hatten mit einem kargen, oder wie es im Erbregister heißt: „sehr sandichtem Boden“ zu kämpfen. Die Erträge waren dementsprechend.
Es gab auch Handwerk in Sewekow. 1721 wurde bereits ein Schenk- und Faßkrüger erwähnt.
Die Lehrer waren bereits im 18. Jahrhundert im Zweitberuf oft Schneider. Später kamen Schuster, Schmiede, Kaufleute, Händler, Tischler und so weiter dazu.  Aber alle musten "nebenbei" auch eine kleine Landwirtschaft betreiben, um das Überleben zu sichern.
1571 und auch 1721 gab es jeweils 16 Bauern einschließlich des Lehnschulzen in Sewekow.
Anders sah es nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648) aus. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm ordnete 1652 die erste allgemine Landesvisitation an. Es werden alle Städte und Dörfer durch Reiter aufgesucht und die männlichen Personen gezählt. Für Seuikow (Sewekow) ergab diese Visitation:
1 Lehnschulze und 8 Hüfner, insgesamt 22 männliche Personen.
Also wohnten in Sewekow nur 9 Familien, wovon nur 3 Einheimische waren. Die anderen 6 Familien waren zugezogen und hatten wohl von den verlassenen und ausgestorbenen Gehöften Besitz genommen.Da es keine Erträge gab, waren die Abgaben gegen Null gesunken. Aus diesem Grunde wurde durch den Kurfürsten am 29.10.1685 eine Bestandsaufnahme angeordnet. Kurfürstliche Kommissare sollten „das Collect- und Hufenwesen in diesem Prignitzirischen Creyse“ untersuchen und alle Dörfer revidieren. Nach diesem Kataster wird das Dorf  Sävickow unter der Nummer 19 erfasst und 1886/87 „In die Vierdte Classe“ eingestuft.
Vom preußischen König Friedrich I. wurde am 17.September 1717 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Ob bereits zu dieser Zeit Unterricht in Sewekow war, ist heute nicht bekannt.
Der erste Hinweis auf die Schule ergibt sich 1721. Das Schulhaus, das dem Lehrer als Wohnung dient,  und „welches nahe bey der Kirchen lieget“, befand sich anscheinend bereits auf dem heutigen Platz. Bis 1967 wurden Sewekower Kinder hier unterrichtet, erst 8 Klassen und später 4 Klassen in einem Raum und von einem Lehrer. Heute beherbergt das Gebäude eine kleine Wohnung und die andere Hälfte wird als Gemeindehaus für unzählige Veranstaltungen genutzt.
Die wechselvolle Geschichte des kleinen Dorfes zeigt, dass seine Bewohner in den früheren Jahrhunderten oft um das Überleben kämpfen mussten. Nicht alle Orte, von denen wir heute wissen, gibt es noch. Von den 11 Dörfern, die ehemals zum Klosterhof Dranse gehörten, sind 6 wüst und nur  5 existieren heute noch.
Sehr zur Freude seiner Einwohner gehört Sewekow dazu!
Die Dorfkirche zu Sewekow
Bei der Dorfkirche in Sewekow handelt es sich um einen barocken Putzbau in Saalform. An jeder Längsseite befinden sich drei große Fenster im Stichbogen. Innen ist die Decke glatt geputzt und mit Platten und Leisten verkleidet.
Im Westteil stehen zwei mächtige, geputzte toskanische Säulen (etwa 90cm Durchmesser), die durch die Orgelempore hindurchgehen und scheinbar auch durch die Decke. Tatsächlich aber tragen sie die beiden östlichen Ecken des aus dem Kirchendach herauswachsenden Turmes.
Innen im Kirchenraum steht ein Kanzleraltar aus dem Jahre 1682 und eine Taufe aus dem gleichen Jahr.
Im Turm hängen zwei Glocken, eine 83cm und die andere von 63cm Durchmesser. Die große Glocke stammt aus dem Jahr 1597. Beide Glocken weisen Schriftzüge und Verzierungen auf.
Die im Jahre 1902 geweihte Orgel kommt auch heute noch gelegentlich zum Einsatz.
Seit wie vielen Jahren die Kirche auf dem Dorfanger steht, ist heute (noch) nicht genau bekannt. In der Chronik aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist von 1650 als Baujahr die Rede.
Im Erbregister De Anno 1721 steht allerdings zur Kirche: Stehet mitten im Dorfe  ist Anno 1586 neu vermauert, nur grobleidet aber mit Ziegel gedeckt und noch in mittelmässigem Stande. Der Klocken Thurm ist ganz baufällig...
Vor Erbauung der Kirche hingen die Glocken in einem Gerüst auf dem Anger, dem jetzigen Kirchhof. Die Predigten   wurden lt. Erbregister von 1571 im Hause des Bauern Klaus Solzeweberhans abgehalten.Heute wird die Kirche neben den Gottesdiensten auch für kulturelle Höhepunkte im Dorfleben genutzt.
Großen Anklang finden zum Beispiel das jährliche Adventssingen sowie die im August  stattfindende Veranstaltung „Plattdüütsch in uns Kirch“. Der Gottesdienst in Niederdeutscher Sprache lockt viele Besucher nach Sewekow.
Im Gotteshaus  befindet sich eine kleine Dauerausstellung zur Sewekower Kirchengeschichte.

Texte:
Heidrun Kübler
Ortschronistin